Außer den psychischen Einschränkungen und Diagnosen habe ich auch eine Menge physische Probleme mit meinen Körper diese aber durch Unfälle erworben.
Was habe ich nun den genau? Diese Herausforderungen prägen zwar meinen Alltag, doch ich habe die Fähigkeit entwickelt, sie erfolgreich zu meistern und mein Leben aktiv zu gestalten. Die Erfahrungen, die ich gemacht habe, haben mich zu einem starken Menschen geformt, der gelernt hat, zu kämpfen und immer wieder aufzustehen. Ich betrachte es als Auszeichnung, denn Aufgeben ist für mich keine Option. Auch ich habe diesen Weg mit Entschlossenheit gegangen. Zunächst schien es, als würde die Welt zusammenbrechen und mein Leben wäre zu Ende. Doch durch Therapien, verschiedene Behandlungen und das Kennenlernen anderer Betroffener habe ich die Stärke gefunden, die mich an den Punkt gebracht hat, an dem ich heute stehe.
Was habe ich denn nun genau und seit wann?
Seit 1999 leide ich an Syringomyelie. Dies geschah, als ich beim Entladen meines LKWs bei einem Kunden plötzlich Urin verlor. Zunächst ging ich von einer Blasenentzündung aus. Als es jedoch erneut passierte, suchte ich meinen Urologen auf, und es wurden umfassende Untersuchungen durchgeführt, einschließlich eines MRT und einer neurologischen Untersuchung mit folgendem Ergebnis:

Die Syringomyelie ist eine seltene Erkrankung des Rückenmarks, die angeboren oder erworben ist. Gekennzeichnet ist sie durch die Ausbildung von einem oder mehreren flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen im Rückenmark. Als Folge davon können zum Beispiel Schulter-Arm-Schmerzen, Empfindungsstörungen und Lähmungen auftreten.
Zu der Zeit habe ich mein erstes Haus umgebaut und bin dabei aus etwa 4 Metern von einer Leiter in einen Schutthaufen gefallen. Obwohl ich fest entschlossen war, das Haus und die begonnene Aufgabe zu beenden, habe ich leider darauf verzichtet, zum Arzt zu gehen. Heute bin ich jedoch klüger und habe gelernt, dass es hilfreich ist, Unterstützung zu suchen und bei Bedarf einen Arzt aufzusuchen. Die neurologischen Untersuchungen haben zwar ergeben, dass die Nerven zur Blase und zum Darm stark gequetscht wurden, was zu Harn- und Stuhlinkontinenz geführt hat, doch ich bin bereit, mit dieser Herausforderung umzugehen und mich weiterzuentwickeln. Leider war es meiner damaligen Frau nicht möglich und wir lebten uns auseinander. Letzendlich haben wir uns geschieden und ich musste damit klar kommen.
«Der Gesunde hat viele Wünsche, der Kranke nur einen.»
—Unbekannt—
In dieser Zeit bin ich in eine tiefe Depression gefallen und habe tatsächlich zwei Versuche unternommen, mir das Leben zu nehmen. Ich sah keinen Sinn mehr und hatte kaum Lebensmut. Ich war zutiefst enttäuscht und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Schließlich wurde ich nach sechs Wochen in einer Psychiatrie akut eingewiesen, wobei dies ein Beschluss war, da ich anfänglich nicht bereit war, meine Notwendigkeit der Hilfe zu akzeptieren. Danach folgten weitere acht Wochen in einer Psychiatrie, um meine Depressionen zu bekämpfen. In der Therapie stellte sich heraus, dass ich an Borderline leide und ein schweres Trauma aus meiner Kindheit trag. Dieses Trauma hat zur Entwicklung einer PTBS (Post Traumatische Belastungs Störung) geführt. Zuerst absolvierte ich eine 12-wöchige Therapie für Borderline, gefolgt von einer 12-wöchigen Therapie für die PTBS.
In dieser Zeit hat sich mein Freundeskreis zwar verändert, doch ich betrachte es als eine Chance, wählerischer bei der Vergabe des Prädikats „Freund“ zu sein. Ich war stets für andere da, unabhängig von Tag oder Nacht, wenn Hilfe benötigt wurde. Doch als ich selbst Unterstützung gebraucht habe, fehlte oft eine verlässliche Schulter oder ein offenes Ohr. Diese Herausforderungen habe ich jedoch überwunden und mich entschlossen, wieder zur Arbeit zu gehen. Durch meine Tätigkeit und die Therapien habe ich mich psychisch stark stabilisiert, sodass ich wieder aktiv am Leben teilnehmen kann. Die Arbeit und das Leben mit Inkontinenz haben mir einige Herausforderungen beschert, aber ich habe Lösungen gefunden und lebe damit. Den Bauchdeckenkatheter und die Windeln betrachte ich als normale Unterwäsche. Meine Freunde sind über meine Inkontinenz informiert und unterstützen mich dabei. So brauche ich keine Angst zu haben das irgendwelche blöden Sprüche fallen. Es hat ja auch Vorzüge aufsaugende Unterwäsche zu tragen.
Als ich in meinen Therapien war habe ich auch meine heutige Frau kennen und lieben gelernt. Sie ist mein Fels in der Brandung und mein persönlicher Rettungsanker. Sie ist mit mir durch jedes Tal gegangen und ist mir zur Seite gestanden als alles schlimmer geworden ist.
Mein Leben lang habe ich international LKW gefahren, die letzten 10 Jahre im Schwertransport bei einer renommierten Bremer Firma. Es war meine große Leidenschaft. Das, was ich gelernt habe, ermöglicht es mir, mit Menschen aus aller Welt zu interagieren und verschiedene Länder zu entdecken, trotz meiner psychischen Einschränkungen.

Im Jahr 2016 hatte ich einen schweren unverschuldeten LKW-Unfall, weil ich auf einen anderen Kollegen achten wollte, der in Schlangenlinien vor mir fuhr. Ich ging von einem medizinischen Notfall aus und entschied mich, ihn zu überholen. Auf gleicher Höhe mit dem anderen LKW gab ich dem Fahrer ein Zeichen, sein Funkgerät einzuschalten. Er folgte meiner Aufforderung, und wir konnten uns austauschen. Er erklärte mir, dass er nur müde war. Ich ermunterte ihn, auf einen Parkplatz zu fahren und etwas zu schlafen. Nach unserem Gespräch fuhr ich in eine Baustelle, wo 60 km/h erlaubt waren. Ich wusste, dass es in der Baustelle eine Fahrbahnverschwenkung auf der Gegenfahrbahn gab, die ich aufgrund meines Fahrzeugs nur mit 40 km/h überfahren konnte. Ich bremste ab und lenkte in die Verschwenkung ein. In diesem Moment fuhr der Kollege ungebremst mit 91 km/h hinten auf mein Fahrzeug und schob mich auf einen Brückenpfeiler. Ich bin dann erst wieder im Krankenhaus aufgewacht. Dort wurde mir mitgeteilt das mein Rückenmark gequetscht worden ist und ich deswegen meine Beine und Arme nicht bewegen konnte. Diagnose hier: Inkomplette Querschnittslähmung Höhe C3.
Ich verbrachte 14 Tage im Krankenhaus in Oldenburg und wurde anschließend ins Querschnittzentrum in Hamburg Boberg verlegt, um zu lernen, wie ich mit dieser Behinderung leben kann. Natürlich erforderte es einige Zeit, aber ich habe diese neue Diagnose schließlich akzeptiert und bin bereit, mein Leben in vollen Zügen zu leben und an mir zu arbeiten.

Leider hat die BG nun herausgefunden, dass ich bereits einen Schaden im Rückenmark hatte (Syringomyelie). Deshalb wurde der Arbeitsunfall nicht anerkannt, und ich wurde als normaler Krankenkassenpatient eingestuft. Dadurch erhielt ich keine Rente und keine Unterstützung für den Umbau des Hauses oder Hilfsmittel. Doch ich bemerkte, dass ich wieder Gefühle in meinen Händen hatte. Trotz der Skepsis meiner Ärzte, die es als Phantomschmerzen abtaten, gab ich mich nicht zufrieden. Ich bat meine Frau, mir einen Knetball zu bringen, um zu üben. Damit begann mein Weg aus dem Rollstuhl und hin zur Eigenständigkeit. In Hamburg war ich 6 Monate und ich wurde dann nach Hause entlassen mit meinen Rollstuhl.
Nachdem ich meinen Prozess gegen meiner Krankenkasse gewonnen hatte ging es zum Rehazentrum Friedehorst in Bremen-Nord. Dort konnte ich meine ersten Schritte, nach 5, 5 Jahren machen. Mir kamen die Tränen aber ich kämpfte weiter.
In dieser Zeit habe ich immense Fortschritte erzielt und gesehen, dass es sich lohnt, für meine Ziele zu kämpfen. Die vielen Bekanntschaften, die ich in der Klinik geschlossen habe, waren eine unglaubliche Unterstützung und haben mir stets den nötigen Mut gegeben, selbst in schwierigen Momenten durchzuhalten. Diese Menschen haben einen entscheidenden Einfluss auf meinen Weg gehabt. So ging es stetig weiter. Das untenstehende Video entstand etwa in der Mitte meiner Reha.
Irgendwann kam der Gurt weg, und ich stand zunehmend aus dem Rollstuhl auf und begann zu laufen. Zunächst nutzte ich den Rollstuhl als Unterstützung, da ich damals noch viel Angst hatte, dann griff ich zum Rollator, und schließlich benötigte ich nichts mehr. Ich weiß, dass Rückfälle möglich sind, aber ich nutze jede Möglichkeit, die sich mir bietet. Der gesamte Prozess hat 6,5 Jahre gedauert, und ich habe es erfolgreich gemeistert. Ich laufe wieder, obwohl die Ärzte es für unmöglich hielten.
wenn ihr Fragen habt oder auch Anmerkungen zum meinen Weg, schreibt mir einen Kommentar oder eine Mail
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