Da ich einen ruhigen und friedlichen Morgen erlebt habe, überkam mich eine tiefgreifende Inspiration, einen leidenschaftlichen Spaziergang durch die bezaubernde Hemelinger Marsch zu machen. Es ist verständlich, dass wir oft in unseren Gedanken verloren sind und die Zeit nicht für uns spielt, besonders wenn uns unberechenbare Stimmungen, das launische Wetter oder der ständige Zeitmangel zurückhalten. Ich erinnere mich, wie lange es schon her ist, seit ich mir diese kostbare Auszeit gegönnt habe. Wenn ich endlich aufbreche, lasse ich bewusst starren Zeiten keinen Platz; ich gebe mir die Erlaubnis, in meinem eigenen, langsamen Tempo zu gehen, ganz gleich, wie lange es dauert. Es ist so wichtig, innezuhalten, um den betörenden Geruch und die atemberaubenden Bilder um mich herum in all ihrer Pracht aufzusaugen. Solche zauberhaften Momente wirklich zu genießen, ist eine essentielle Erinnerung daran, wie sehr wir die kleinen Freuden des Lebens wertschätzen sollten.
Der Anfang meines Spazierganges

Ich schlenderte mit einem warmen Gefühl von meinem Zuhause durch meinen Kiez. Vorbei an den Mobile, einer wunderbaren Einrichtung für die Gemeinschaft, und vielen Hilfestellen, spürte ich die pulsierende Energie des Viertels, die immer wieder neue Geschichten erzählt. Als ich zu dem kleinen Pfad gelangte, der mich voller Vorfreude entlang eines prächtigen Feldes zur Straße Stackamp führte, wurde mir bewusst, wie sehr dieses Viertel meine Seele nährt.
Auf diesem Weg bin ich schon unzählige Male gelaufen. Hier bin ich aufgewachsen und habe meine Kindheit verbracht. Ich erinnere mich noch genau an die Stellen, an denen rechts die Parzellen waren, von denen ich heimlich Äpfel vom Baum nahm, und links das Feld, das in meiner Kindheit voller Rhabarber war. Dort habe ich mir so manche Stange abgerissen und sie genüsslich gegessen. Es liegt schon so viele Jahre zurück, doch die Erinnerungen sind lebendig in mir. Als Kind fühlte ich mich in der Natur viel wohler als zu Hause. Hier gab es keinen Ärger, keine Regeln – nur ich und die Umgebung, die mir so viel Freude und Freiheit geschenkt hat.
Auch das alte Haus, das nun halb zerfallen ist, weckt in mir tiefgehende nostalgische Erinnerungen. Es wurde schon vor so vielen Jahren abgerissen, ebenso wie die umliegenden Parzellen, die einst lebendig waren. Man hatte große Pläne für einen Neubau, doch traurig steht der Grund bis heute ungenutzt da. Warum das so ist, bleibt mir verborgen, und ich kann nicht anders, als ein starkes Gefühl des Bedauerns darüber zu empfinden.
Erinnerungen an der Schulzeit
Mein Weg führt mich nun Richtung Hemelinger Heerstraße, die ich überqueren muss, um dann, vorbei an der Bezirkssportanlage Hemelingen, zu meinem alten Schulzentrum zu gelangen. Als ich dort war, hieß es noch „Die Drebberstraße“, doch heute trägt sie einen anderen Namen. Auch hier halte ich für einen Moment inne, um die Erinnerungen liebevoll in mir aufsteigen zu lassen. Die Schulzeit war für mich nicht leicht, und ich fühlte mich oft wie ein gebranntes Kind, verloren in einem schweren Sturm. Ich räume ein, dass ich zu einem Teil selbst dafür verantwortlich war, doch auch äußere Umstände spielten eine Rolle, die mir das Leben schwerer machten.
Das Thema Mobbing war damals sehr präsent, und ich habe verzweifelt versucht, mich dagegen zu wehren, was einige Veränderungen ins Rollen brachte. Hier möchte ich aber erst einmal innehalten, da es sonst in mir eine Welle von Emotionen auslösen würde, die ich gerade nicht tragen kann. Nun bin ich über die BAB 1 gelaufen und komme langsam zu dem Ort, an dem die obere Aufnahme entstanden ist. Dieser Weg, dieser Ort ist für mich der zarte Anfang der Erholung.
Als ich schließlich an die erste Eisenbahnunterführung kam, wurde ich von Erinnerungen überwältigt. Als Kind habe ich hier stundenlang gesessen und die Ruhe genossen, während ich mir „Burgen und Camps“ ausdachte und baute. In meiner Kindheit war die asphaltierte Straße noch ein schmaler Feldweg, den die Landwirte benutzten, um zu ihren Feldern zu gelangen. Es war nostalgisch, nach diesen alten Orten zu suchen, auch wenn ich sie nicht finden konnte. Doch die angenehme Ruhe und Stille um mich herum (sofern kein Zug vorbeigerauscht kommt) berührt mich immer wieder.

„Es gibt so viele Arten, sich zu beruhigen, aber nur eine, die wirklich hilft: Die Natur selbst.“
Rainer Maria Rilke
Auf den Deich
Nun gehe ich durch die Unterführung und komme so langsam Richtung Deich, der mich von der Weser trennt. Ich gehe in gemächlichem Tempo und genieße die frische Luft sowie die einladende Ruhe. Nur einzelne Vögel kreisen um mich herum und zwitschern sanft vor sich hin. Dort, wo in meiner Kindheit noch große Weizenfelder blühten, stehen jetzt Industriehallen und verschiedene Firmen, die sich im „Industriegebiet Europaallee“ niedergelassen haben. Dieses Industriegebiet wächst stetig und wird kontinuierlich ausgebaut, was dazu führt, dass die Natur in der Hemelinger Marsch und auch weiter zur Mahndorfer Marsch zunehmend kleiner wird und die ruhigen Oasen mehr und mehr verschwinden. Ich kann nachvollziehen, dass es der Lauf der Zeit ist, dass sich Firmen ansiedeln und immer mehr Platz benötigt wird. Doch muss wirklich so viel Natur und Lebensraum für diverse Vögel und Rotwild zerstört werden? Über diese Gedanken sinniere ich und erinnere mich an die harmonische und ruhige Gemeinschaft, die hier einst lebte. Die Landwirte, die ihre Felder bewirtschafteten, und die Menschen, die mit ihren Rädern und Mofas zur Weser fuhren oder liefen, um Frieden und Erholung zu finden.

Als ich endlich den Deich erreicht hatte, fühlte ich mich lebendig, während ich über den Deich lief, da die Straße rechts am Deich, gesperrt von der Baufirma, die dort tätig war, nicht passierbar war. Doch selbst das hinderte mich nicht; ich genoss den atemberaubenden Ausblick auf die Felder, die in einem satten, leuchtenden Grün erstrahlten und in der Ferne die majestätischen Bäume, die an der Weser standen. Hier, zwischen dem hohen Gras, wurde mir bewusst, wie pulsierend das Leben um mich herum war. Ich verbrachte gerne Zeit hier, voller Enthusiasmus, während ich versuchte, verschiedene Szenen mit meiner Kamera festzuhalten. Zudem hatte ich eine fesselnde Unterhaltung mit einem Ornithologen, der auf der spannenden Suche nach Vögeln war. Wir sprachen leidenschaftlich darüber, wie sich alles verändert hat und was es für den Lebensraum der Vögel bedeutet. Die Felder sind schließlich auch zum Teil ein Naturschutzgebiet, in dem die Vögel brüten.
Auch kann man dort feststellen, dass sehr viele Fahrradfahrer unterwegs sind, die eine Radtour unternehmen. Dies zeigt mir aber auch, wie herausfordernd es geworden ist, Ruhe zu finden und die Umgebung in aller Stille zu beobachten. Ich konnte sogar beobachten, wie sich zwei Fahrradfahrer stritten, weil einer dem anderen keinen Platz gemacht hat – ein starkes Kontrastbild zu dem Frieden, den ich eigentlich spürte. Es scheint, als ob der Lauf der Zeit uns mit Hektik und Schnelligkeit überflutet. In solchen Momenten musste ich grinsen und habe mir vorgenommen, mich nicht von dieser Unruhe anstecken zu lassen und meinen Weg in Ruhe weiterzugehen.
Auf den Deich habe ich meinen Blick in die unendliche Ferne schweifen lassen und bin tief in die kostbaren Erinnerungen meiner Kindheit eingetaucht. An der Weser verbrachte ich unvergessliche Tage mit meinen Eltern, wo wir im Zelt campierten, im glitzernden Wasser schwammen und um das prasselnde Lagerfeuer saßen. Es war eine Zeit der puren Unbeschwertheit, in der alles noch im Einklang war. Als Kind träumte ich davon, schnell erwachsen zu werden und mein eigenes Leben zu leben, doch als Erwachsener sehne ich mich nach der unbeschwerten Freiheit dieser Kindheit zurück. Oft gehe ich an die Weser, um meine Gedanken zu ordnen und in die Tiefe meiner Seele zu blicken. Die stille Magie des Wassers und die sanften Wiesen geben mir die Kraft, die ich so dringend benötige.
Man sollte sich darauf einlassen, die Situation tief in sich aufzunehmen und den Augenblick in all seiner Fülle zu genießen.
Das Bild der friedlich grasenden Kühe spricht uns auf eine besondere Weise an und ist gleichzeitig ein kraftvolles Symbol in unserer hektischen Zeit, in der wir oft das Gefühl haben, dass Ruhe und Gelassenheit verloren gehen.

Zuhause am Nachdenken
Nun merke ich selber, beim Schreiben dieses Beitrages, dass ich immer noch in meinen Erinnerungen schwelge und dass sie mir doch so viel Kraft geben sollen. Ich habe eine Frau, einen Hund und sehr gute Freunde (auch wenn ich sie nicht immer sehe oder ich mich zurückziehe), aber dennoch habe ich das Gefühl, dass da noch etwas ist, das ich dringend erledigen muss. Das erscheint mir alles nicht leicht, denn es bedeutet, über meinen eigenen Schatten zu springen. Meine Frau und ich sind an der Situation unschuldig, stehen aber als Verursacher da und sehen zu, wie etwas zerbricht, was ich nie für möglich gehalten hätte. Ich bin stolz darauf, eine eigene Meinung zu haben, aber gleichzeitig frage ich mich, ob dieser Stolz nicht vielleicht der Grund ist, warum ich es nicht schaffe, die Angelegenheit wirklich zu klären.
Dieses ist so eine typische Art von mir. Ich denke an nichts böses und bin irgendetwas anderes am machen und plötzlich kommen diese Gefühle und Fragen. Ich kann nichts dagegen machen und ich hasse es einfach. Es bremst mich aus.
Angekommen am Restaurant „Am Schlut“
Langsam bin ich den Deich entlang gegangen und habe meine Gedanken schweifen lassen, bis ich überrascht feststellte, dass ich schon an der Unterführung der BAB 1 angekommen bin. Ich drehte mich um und konnte kaum fassen, wie schnell die Zeit und der Weg vergangen ist. Es ist erstaunlich, wie man manchmal in seinen eigenen Gedanken verloren geht und dabei die Welt um sich herum vergisst. Mir wurde klar, dass ich mir eine wohlverdiente Pause gönnen sollte, zusammen mit einem erfrischenden Bier im Restaurant und Biergarten „Am Schlut“. Dort möchte ich den Weg, den ich bis hierher hinter mir gebracht habe, noch einmal in Ruhe Revue passieren lassen.

Nachdem ich voller Genuss mein Bier gekostet hatte und meine Energie aufgeladen war, um den Rückweg anzutreten, entdeckte ich diesen faszinierenden Spiegel, der mich unwiderstehlich anlockte, um ein Selbstportrait zu schießen. Ein typisches Marco-Selfie, das meine Begeisterung einfing! Mit pulsierender Freude überquerte ich erneut die Brücke im Hemelinger Hafen und hielt noch zwei atemberaubende Fotos von der Autobahnmeisterei fest, die meine Erlebnisse perfekt abrundeten.
Nachbearbeitung
Zuhause wieder angekommen habe ich mir erst mal eine Tasse Tee gegönnt und habe die gemachten Fotos Gesichte, bearbeitet und katalogisiert. Dieses habe ich so lange gemacht bis mir unsere Hündin Lia gezeigt hat das es Zeit ist einen Gassigang mit Ihr zu machen.

Insgesamt war ich auf dieser Tour der Erinnerung gute 8,5 Kilometer unterwegs. Es war auch für mich ein Training was ich doch sehr genossen habe.
Seelenbalsam

Ich hoffe, ihr konntet während des Lesens meines Beitrags und beim Anschauen meiner Fotos ein wenig Entspannung und Freude finden. Euer Feedback bedeutet mir viel, also zögert bitte nicht, mir einen Kommentar zu hinterlassen.